GfPM-Magazin Juni 2014top
Prof. Dr.-Ing. Nicolas P. Sokianos
Pierburg Werk Berlin als Gastgeber des Studiengangs Produktionssysteme der Beuth Hochschule für Technik.
Studierende des Studienganges Produktionssysteme am Fachbereich Maschinenbau der Beuth Hochschule für Technik hatten Gelegenheit, das Werk von Pierburg (Rheinmetall AG) in Berlin zu besuchen.
Gastgeber war der Business Unit Leiter der Produktgruppe Aktuatoren, Dr. Mielke, in Personalunion Werkleiter, und Herr Blumenhagen, der Leiter der Mini Factory Mechanische Fertigung.
Nach einem Überblick zum Konzern und der Einbettung der Division und des Werkes Berlin darin, wurde den Teilnehmern der Hochschule, unter der Begleitung des Studiengangleiters Prof. Dr. Sokianos, die Kundenpalette der anspruchsvollen Produkte dargestellt. Dazu zählen beispielsweise neben Drossel- und Regelklappen, Aktuatoren für elektrische Abgasklappen auch seit neustem Abgasrückführsystem für den Truckbereich. Das Berliner Werk ist als anerkannter und zuverlässiger Lieferant seit Jahren erfolgreich tätig im hart umkämpften Weltmarkt der Automotive Produkte. Neben der Produktion ist in Berlin auch das Headquater der Business Unit Aktuatoren mit den Bereichen Konstruktion & Entwicklung, Versuch, Musterbau und Projektmanagement beheimatet.
Die Qualitätsanforderungen sind sehr hoch, wenige ppm an Defekten sind maximal zulässig, vertraglich zugesichert und werden erfüllt. Das ist nicht die einzige Anforderung, die Preise und somit die zulässigen Kosten werden nicht nur scharf kalkuliert, sondern werden mit einer schlanken Organisation und mit neuesten Technologien rund um die Uhr sichergestellt.
Dr. Mielke ist als Business Unit Leiter auch für die globale Entwicklung der Produktgruppe Aktuatoren an mehreren Standorten auf drei Kontinenten verantwortlich: in Europa, in den USA und in Asien. Dies erfordert ein gut strukturiertes Kommunikationskonzept. Immer wieder sind Produktanläufe zu bewerkstelligen, die erforderlich sind, um mit der Innovation der Motoren-Entwickler von PKW und LKW mitzuhalten. Die Absicherung dieser Anläufe und der dafür notwendige Know-how-Transfer wird durch den Standort Berlin in seiner Funktion als Leitwerk abgesichert. In der weiteren Diskussion wurde speziell auf den Freigabe(Gate - basierten) Produktentstehungsprozess und die besonderen Herausforderungen in den einzelnen Projektphasen eingegangen.
Der Einstieg in den LKW Markt ist dem Werk Berlin vor relativ kurzer Zeit gelungen. LKW Motoren stellen physisch erheblich höhere Anforderungen an die Konstruktion, die Schwingfestigkeit und die Belastbarkeit der Komponenten als PKW Motoren. Die robust ausgelegten Komponenten stellen mit Ihrem Gewicht von bis zu 12 kg eine neue Herausforderung für das Werk und vor allem im Handling auch für seine Mitarbeiter dar.
Bei dem von Herrn Blumenhagen begleiteten Werksrundgang ist die aufgebaute Produktionskonzeption in den Montagelinien, aber auch in der mechanischen Fertigung eindrucksvoll vorgeführt worden. Implementierte TPM- und KVP-Prozesse, die in der Lehre vermittelt werden, waren Gegenstand von Fragen vor Ort. Das ganze Geschehen muss eine perfekte Logistik, deren Herzstück eine SAP-basierte Termin- und Mengensteuerung ist, rund um die Uhr bewegen. Neben der optimalen Kundenversorgung ist die Optimierung des Working Kapital hierbei ein besonderer Fokus. Die Instandhaltung, integriert in die als Mini Factories strukturierten Produktionsbereiche, muss mit eigenen und externen Mitarbeitern sowie vorbeugenden Konzepten die Anlagen in Schuss halten und trägt somit zu einem hohen OEE bei.
Schließlich wurden die Perspektiven reflektiert, mit einer Masterarbeit oder auf dem direkten Weg der Bewerbung, einen Einstieg in den Konzern als Masterand im Fachgebiet Produktionssysteme zu finden.