Neues Werk in Berlin: Produktivität und Kostendruck prägen 


GfPM-Magazin Juni 2011


Prof. Dr.-Ing. Nicolas P. Sokianos

Studierende des Fachbereichs Maschinenbau / Produktionstechnik der Beuth Hochschule für Technik in Berlin hatten wieder die Möglichkeit an einer Werksbesichtigung bei NOVAPAX Kunststofftechnik teilzunehmen.
Leider werden in Berlin selten neue Werks-Teile aufgebaut, NOVAPAX gehört zu den wenigen erfreulichen Ausnahmen. Als Lieferant der Automobilindustrie beliefert NOVAPAX über Systemlieferanten wie: Autoliv, Hella oder Bruss, renomierte OEMs; hochwertige technische Spritzgussteile aus Berlin finden sich in fast allen deutschen Automobilmarken, aber auch in vielen ausländischen. Höchste Qualität erlaubt "Defekte" in der Größenordnung von wenigen ppm (parts per Million). Die Herstellung dieser Qualität braucht Ressourcen: Eine neue Werkshalle mit ca. 2000 m2, Investitionen in moderne Spritzgussmaschinen und selbstverständlich engagierte und kompetente Mitarbeiter.

Das Familienunternehmen, das außer der Automobilindustrie auch die Bauindustrie, die Telekommunikation und weitere Branchen beliefert, ist einem sehr harten Wettbewerb ausgesetzt. Mit einem ebenfalls modernisierten Werkzeugbau auf dem Berliner Werksgelände ist NOVAPAX in der Lage, schnell und flexibel die konstruktiven Ideen der Kunden zur Reife zu bringen und nach der erfolgreichen Abnahme (run at rate) die Gußserien-Produktion aufzunehmen.

Die Studenten konnten unter der Führung von Herrn Thomas Eitner (Produktions-Controlling und Bauprojekte) Einblicke in Produktions-, Bautechnik und auch im gemeinsamen Gespräch eine Vorstellung über die betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten und Zielsetzungen des Unternehmens gewinnen.
NOVAPAX ist zwar mit ca. 200 Mitarbeitern ein KMU, hat es aber verstanden, mit Joint Venture-Partnern sowohl in Rumänien als auch in Indien an der Globalisierung zu partizipieren. Dahinter steckt der Kostendruck aber auch die Auflagen der Einkäufer, Lieferungen aus sogenannten Low Cost Countries zu verlangen. Ist ein Lieferant in diesen Märkten nicht mit Produktionskapazitäten präsent, so kann er durchaus von der Anfrage ausgeschlossen werden.
In einer rohstoffintensiven Branche wie der Kunststoffindustrie schlagen die Ölpreissteigerungen und damit einhergehenden Erhöhungen der Preise für Granulat direkt zu Buche. Die Rohstofflieferanten wie DuPont oder BASF gehören zu den sehr großen und mächtigen "Playern", mit denen es extrem schwierig ist, über Preise zu verhandeln - zumal der Kunde bestimmte Qualitäten und Lieferanten vorschreibt. Leider wird dieser Umstand gar nicht oder sehr unzureichend bei den Preisverhandlungen für die technischen Spritzgussteile berücksichtigt.

Kostensteigerungen auf der einen Seite gehen einher mit Forderungen nach Kostensenkungen auf der anderen. Wer in diesem Dilemma überlebt, hat fast die "Quadratur des Kreises" vollbracht. Folge von weiterhin schmelzenden Margen, gar von roten Zahlen, sind gewöhnlicherweise zurückgestellte Investitionen und eine zu befürchtende mittelfristig beeinträchtigte Überlebensfähigkeit. Nicht jedoch bei NOVAPAX. Das Unternehmen hat schon vor Jahren ein eigenes Effizienz-Steigerungs-Programm aufgebaut und in langjähriger Kleinarbeit umgesetzt. Leider ist das kein Grund zur Entwarnung, denn der Kostendruck und die Kundenforderungen nehmen weiter zu. In der Finanzkrise und der Wirtschaftskrise hat auch NOVAPAX Kurzarbeit praktiziert aber weitere Möglichkeiten der Modernisierung durch Investitionen in neue Werkzeugmaschinen mutig realisiert.
Der Produktionsstandort Berlin, gleichzeitig der Sitz des traditionsreichen Unternehmens, beweist: Hohe Qualität und Wettbewerbsfähigkeit "Made in Berlin" ist möglich, jedoch kein Selbstläufer - dies muss hart erkämpft werden.
Qualifizierte Mitarbeiter gehören dazu wie auch der direkte Kontakt von NOVAPAX zur Beuth-Hochschule für Technik und der Technischen Universität Berlin, um aus diesem Dialog Nutzen für beide Seiten, Industrie und Hochschule, zu ziehen.




Spritzerei



Montagezelle



Hr.Eitner, Studenten der BHT


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 Letzte Änderung: 27.06.2011